Das Gymnasion von Pergamon:
die visuelle und funktionale Gestaltung eines urbanen Raumes in hellenistischer Zeit
In antiken griechischen Poleis waren Gymnasia nicht nur Sportstätten, sondern zentrale Orte der kulturellen Praxis und der Kommunikation. Das Gymnasion von Pergamon bildete einen wesentlichen Teil der Neukonzeption Pergamons unter Eumenes II. im 2. Jh. v. Chr. Nach dem Ende der Monarchie rückte es ins Blickfeld bürgerlicher Wohltäter der Polis. Unter römischer Herrschaft stand seine Gestaltung im Zeichen der Integration ins Imperium Romanum. Zugleich ist es das größte und fundreichste griechische Gymnasion das wir bislang kennen. Es repräsentiert damit beispielhaft die Bedeutungen eines solchen Bauwerks und der Institution ‚Gymnasion’ innerhalb einer hellenistischen Polis im Rahmen sich verändernder politischer und kultureller Gegebenheiten.
Das Forschungsprojekt soll dem nachgehen und fragen, wie das Gymnasion von Pergamon durch sein äußeres und inneres Erscheinungsbild als urbaner öffentlicher Raum definiert und genutzt wurde. Dabei werden Funktionen und visuelle Gestaltung zwischen dem 2. und 1. Jh. v. Chr. historisch differenziert in den Blick genommen. Sondagen und Bauaufnahmen sowie die erstmalige Synthese der Auswertung architektonischer und skulpturaler Gestaltung sowie epigraphischer Zeugnisse (Baustiftungen, Ehrenstatuen, Weihungen usw.) sind zielführende Methoden. Im Detail wird es zunächst um die Korrektur und Aufarbeitung der schon durch die Ausgrabungen Wilhelm Dörpfelds vorgelegten Pläne und Bauphasenunterscheidungen gehen. Sondagen der Jahre 2004 und 2005 haben bereits klar gemacht, dass Binnenstruktur und Raumfunktionen des hellenistischen Gymnasions bislang nicht ausreichend bekannt sind. Besonderes Augenmerk soll auf die architektonische Gestaltung der Zugänge und die Erschließung des Gymnasions sowie auf Wegführungen innerhalb des Baus im Hinblick auf seine funktionale Vielfalt (Ausbildungsstätte, Sportstätte, Ort der Körperpflege, Kultstätte usw.) gerichtet werden. Zugleich wird die Frage der visuellen Gestaltung durch Architektur und Bildwerke auch im Vergleich zu anderen öffentlichen Räumen der Stadt zu untersuchen sein. Das bereits aus Altgrabungen vorliegende Material ist nicht nur in dieser Hinsicht bislang unausgewertet geblieben. Über Pergamon hinaus ist an systematische Vergleiche zu anderen Forschungsprojekten des SPP (Hesberg: Knidos; Theater. – Witschel – Krumeich: Athen, Akropolis) gedacht, in Pergamon insbesondere an die Untersuchung von Formen der Kontinuität bzw. Diskontinuität zwischen dem 2. und 1. Jh. v. Chr. Ralf von den Hoff |