Vom Karischen Bund zur griechischen Polis: Archäologischer Survey in Bybassos und Kastabos auf der Karischen Chersones
Das Projekt, das in einer Kooperation mit der Ege-Universität Izmir (TR) durchgeführt wird, beschäftigt sich mit den Strukturen von Siedlung, Wirtschaft und Politik auf der Karischen Chersones sowie der Selbstdarstellung der Chersonesier in hellenistischer Zeit. Die Karische Chersones – eine Halbinsel im Südwesten Kleinasiens – war in der Antike ein politisch eigenständiger Bund aus ca. 20 kleinen Siedlungen. In hellenistischer Zeit wurde sie zum Kern des Festlandsbesitzes (Peraia) der griechischen Polis Rhodos, ihre Bewohner rhodische Bürger. Inschriften bezeugen jedoch zugleich ein Weiterleben der traditionellen karischen Bundesorganisation. Die Chersonesier pflegten demnach eine Art doppelter Identität als Karer und zugleich als Rhodier. Der archäologische Survey in Bybassos und Kastabos (heute Hisarönü, Bezirk Marmaris, Türkei) knüpft an den früheren Survey in Loryma an, bei dem die archaische und klassische Epoche im Mittelpunkt des Interesses stand. Für die hellenistische Zeit ist das Heiligtum Kastabos der Schlüssel zum Selbstverständnis der karischen Chersonesier als rhodische Bürger. Als religiöses und politisches Zentrum des Bundes der Chersonesier wurde Kastabos zu Beginn der rhodischen Herrschaft im 3. Jh. v. Chr. monumental ausgebaut, unter anderem mit einem neuen Tempel und einem Theater. Ein Flächensurvey im Umland von Bybassos soll zugleich die Siedlungsstruktur, die wirtschaftlichen Lebensbedingungen und das Selbstverständnis der Bewohner – etwa in den Grabmonumenten – erforschen. In Kastabos fanden in den Jahren 1959 und 1960 zwei kurze britische Grabungskampagnen unter Leitung von J. M. Cook statt, deren Ergebnisse von Cook und Plommer 1966 publiziert worden sind. Die britischen Grabungen konzentrierten sich fast ausschließlich auf die Tempelterrasse. Der Tempel der Hemithea von Kastabos war ein ionischer Peripteros, der kurz nach 300 v. Chr. errichtet worden ist. Er stand auf einer erhöhten Terrasse, auf der sich neben statuarischen Weihgeschenken mehrere kleinere Bauten befanden. Diese sind möglicherweise als Schatzhäuser der einzelnen Mitglieder des Bundes zu interpretieren und würden damit den Charakter von Kastabos als Bundesheiligtum betonen. Aufgrund von Unstimmigkeiten der Rekonstruktion Plommers und offener Fragen zur Rekonstruktion und Funktion ist eine neue Bauaufnahme des Tempels und der gesamten Tempelterrasse erforderlich. Die Tempelterrasse ist nur ein kleiner Teil des Heiligtums, zu dem außerdem ein Theater und zahlreiche weitere, in ihrer Funktion bisher ungedeutete Gebäude gehören. Davon wurde bei den britischen Grabungen nur das Theater teilweise ausgegraben, jedoch nicht vermessen. Aufgrund der neuen Fragestellung soll nun erstmals das gesamte Heiligtum dokumentiert und auf seine Funktion untersucht werden. In einem Flächensurvey soll die Wirtschafts- und Siedlungstruktur der hellenistischen Epoche erforscht werden. Dafür ist eine Fläche von etwa 9 x 14 km in Bybassos und seiner Umgebung vorgesehen. Von Bedeutung sind hier insbesondere die einschneidenden Veränderungen der gesamten Landschaft von Bybassos durch die Ansiedlung von Gehöften und die Terrassierung der Berghänge für die Weinproduktion. Dabei soll geklärt werden, inwieweit das in Loryma dokumentierte Siedlungsmuster hier wiederzufinden ist. Da Loryma und Bybassos an entgegengesetzten Enden der Chersones liegen, dürfen Übereinstimmungen als typische Merkmale für alle chersonesischen Orte gewertet werden. Zu erhoffen sind außerdem Anhaltspunkte dafür, warum Loryma in späthellenistischer Zeit verlassen worden ist. Auch Bybassos und Umgebung wurden damals entvölkert, offenbar mit der gesamten Karischen Chersones. |
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Symposion
Neue Forschungen auf der Karischen Chersones PROGRAMM Freitag, 24. 4. Musiksaal im Hülsen-Haus, Biegenstr. 11 17.00–18.00 Registrierung der Teilnehmer 18.00 – Umtrunk – Samstag, 25. 4. Hülsen-Haus, Biegenstr. 11, Tagungsraum 014 A 9.00–10.30 Gesprächsleitung: Kaan Şenol Manuela Tiersch – Kaffeepause – 11.00–12.30 Gesprächsleitung: Christoph Gerber Kaan Şenol – Mittagessen – 14.00–15.30 Gesprächsleitung: Raymond Descat Bernt Schröder – Kaffeepause – 16.00–17.30 Gesprächsleitung: Gonca Şenol Koray Konuk
Sonntag, 26. 4. 9.00–10.30 Gesprächsleitung: Koray Konuk Ralph Pedersen – Kaffeepause – 11.00–12.30 Tobias Schudt – Mittagessen – 14.00–15.30 Gesprächsleitung: Albrecht Berger Carola Jäggi – Iris Engelmann |